NIPPLE JESUS von Nick Hornby



Regie: Karin Hopmann
Spiel: Rainer Galke
Bühnenbild: Maren Galke


„Hätte ich von dem Bild bloß was in der Zeitung gelesen oder in den Nachrichten gesehen, ich hätte es widerlich gefunden – die Ausstellung für eine Verschwendung unserer Steuergelder gehalten. Aber wenn man, wie ich, jeden Tag davorsteht, wird es komplizierter.“

Als ehemaliger Türsteher hat Dave gelernt, die Besucher blitzschnell nach Gefahrenpotential einzuschätzen. Nun soll er in einer großen Galerie ein Kunstwerk von „kontroversem Charakter“ gegen mögliche Attentate schützen und ist selbst hin und her gerissen zwischen Abscheu und Faszination. Anfangs steht er Wache, weil es eben sein Job ist. Aber je mehr er darüber nachdenkt und die Reaktionen anderer erlebt, desto mehr wird das Kunstwerk zu „seinem“ Bild. Es wird schön und wert, beschützt zu werden. Genau die richtige Einstellung, um schmerzhaft aufs Kreuz gelegt zu werden durch diejenigen, von denen er es nie erwartet hätte.

Wie frei ist Kunst? Gibt es eine rote Linie und wo verläuft sie? Wann verletzt sie religiöse und moralische Tabus? Lauter neue Fragen für Dave. Seine schnörkellosen Antworten verschaffen den Zuhörern einige „Aha“- Erlebnisse und machen den Abend zu einem Geheimtipp für alle, die sonst eher nicht ins Theater gehen.

Ich hatte das Stück bereits 2009 gespielt unter der Regie von Sigrid Graf. Sie hat mich mit der Rolle wieder für die Bühne begeistert, meine gesamte Mechanik entrostet, alle Nippel geschmiert und mich auf Hochglanz poliert, wofür ich ihr sehr dankbar bin. Ein Jahr lang haben wir es in der Region Osnabrück mit großem Erfolg aufgeführt und daran möchte ich mit meiner jetzigen Regisseurin Karin Hopmann anknüpfen. In der aktuellen Inszenierung stürmt Dave wieder die Bühne. Zu einem physischen Schwergewicht gereift, stürzt er sich in das Getümmel von Kunstprovokateuren und Bilderstürmern. Was für ein wichtiger und gefährlicher Job.



Kommentare von Zuschauern

Ein unterhaltsamer Abend mit Tiefgang. Rainer Galke beherrscht in diesem Ein-Personen-Stück den Bühnenraum und erzählt die Handlung eindrucksvoll und spannend. Er verkörpert nicht nur die Figur des Erzählers sehr einfühlsam und ausdrucksstark, sondern gibt allen imaginären Dialogpartnern einen authentischen Charakter. Das Stück „Nipple Jesus“ des britischen Autors Nick Hornby behandelt soziale Themen wie Vorurteile und Toleranz, Identität und die Suche nach einer Lebensaufgabe humorvoll und ohne moralisch erhobenen Zeigefinger. Der Spielort ist ein Hof mit weitem Talblick in die Borgloher Schweiz (Osnabrücker Südkreis). Ein offenes Garagentor mit Sicht auf einen Sperrmüllhaufen bildet den Bühnenhintergrund, davor zwei Stühle mit einem Garderobenständer dazwischen. Dieses schlichte Bühnenbild dient der Konzentration auf die Story, die durch das überzeugende Spiel erst lebendig wird: Der „Nipple Jesus“, ein Bild von kontroversem Charakter, hängt plötzlich an einer aus Worten gemauerten Wand, Galeriebesucher und Demonstranten drängen sich vor der Eingangstür. Man rechnet mit massiven Problemen!

Trotz leichten Nieselregens zu Beginn der Vorstellung unter freiem Himmel hält die Spannung und die Stimmung des Publikums ist gut, keiner möchte etwas verpassen. In der Spielpause gibt es selbst gebackenes Brot und Tee von frisch geernteten Kräutern. Ein besonderer Abend, den ich nicht so schnell vergessen werde. Ich glaube, ich schau mir auch die nächste Aufführung an.

Zur Aufführung am 30.07.2021
Beate Benninghoff, Hilter